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Trinkst du noch, oder lebst du schon?

In unserer Gesellschaft unterliegt der Konsum von Alkohol einem komplexen Geflecht sozialer Normen und Erwartungen. Während Alkohol in Maßen oft als gesellschaftliches Genussmittel betrachtet wird, stößt übermäßiger Alkoholkonsum auf Ablehnung und Kritik. Dies spiegelt die Vielschichtigkeit der Einstellungen und Verhaltensweisen wider, die rund um das Thema Alkohol existieren.

Der vollständige Verzicht von Alkohol wird zwar grundsätzlich akzeptiert, jedoch nicht immer unkommentiert gelassen. In vielen sozialen Situationen, ob bei gesellschaftlichen Zusammenkünften oder im beruflichen Umfeld, führt die bewusste Entscheidung, keinen Alkohol zu trinken, oft zu Fragen oder sogar Verwunderung. Die gesellschaftlichen Regeln für den Alkoholkonsum reichen jedoch über die einfache Frage von „Trinken oder Nicht-Trinken“ hinaus.

 

Die Menge, Art und der Zeitpunkt des Trinkens unterliegen ebenfalls sozialen Konventionen und werden von der individuellen sozialen Position geprägt. Ein Beispiel dafür ist der Konsum von Prosecco, der vormittags beim Einkaufsbummel in einer schicken Boutique als akzeptabel gilt, während das Trinken von Schnaps in dieser Situation als seltsam oder gar unhöflich angesehen wird. Darüber hinaus ist der öffentliche Alkoholkonsum stark situationsabhängig. Während das Trinken von Bier oder anderen alkoholischen Getränken bei bestimmten Veranstaltungen wie einem Stadionbesuch weitgehend akzeptiert ist, wird derselbe Akt außerhalb solcher Anlässe und vor allem während der Arbeitszeit oft scharf verurteilt.

Dies verdeutlicht, wie stark soziale Normen den Umgang mit Alkohol in unserer Gesellschaft beeinflussen. Insgesamt zeigt sich, dass der Konsum von Alkohol in unserer Gesellschaft von vielfältigen sozialen Normen und Erwartungen geprägt ist. Diese Normen variieren je nach Kontext und sozialer Position und spiegeln die komplexen Einstellungen und Werte wider, die mit dem Thema Alkohol verbunden sind.

Abweichung von der Norm

In unserer Gesellschaft sind gesellschaftliche Normen präsent, doch gibt es Menschen, die davon abweichen, wie beim exzessiven Alkoholkonsum oder dem Verzicht von Alkohol. Sollten diese Abweichler:innen anders behandelt werden? Eine differenzierte Betrachtung zeigt, dass exzessiver Konsum oft auf Sucht oder Kontrollverlust beruht, während Verzicht aus Desinteresse oder Gesundheitsgründen erfolgt. Was bedeutet, dass die Entscheidung zu viel Alkohol zu trinken oft irrational ist, während eine Entscheidung dagegen häufig sehr rational getroffen wird.

 

Personen mit gesundheitsbedingtem Alkoholverzicht sollten daher gleich behandelt werden wie Normkonforme. Bei exzessivem Alkoholkonsum stellt sich die Frage, ob eine differenzierte Behandlung angemessen ist. Jede:r hat die Freiheit, sein Verhalten zu gestalten, jedoch birgt diese Freiheit Risiken. Die Umgebung sollte Unterstützung bieten. Verzichtende Personen fügen keinen Schaden zu, werden jedoch oft in alkoholgeprägten Umgebungen anders wahrgenommen.

 

Laut meinungsraum.at fühlen sich fast 50 % der Personen mit Alkoholverzicht gezwungen, sich zu rechtfertigen, und erleben Druck, Alkohol zu konsumieren. Zusätzlich erfahren sie in 32 % der Fälle Spott und werden Ziel von Witzen.

Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, Empathie und Verständnis für die individuellen Entscheidungen und Lebensweisen jedes Einzelnen zu fördern.

Grundlage für Empathie und Unterstüzung

In der Bemühung, die Herausforderungen im Umgang mit Drogen und Sucht anzugehen, gibt es wichtige Programme wie „Keine Macht den Drogen“ (https://www.kmdd.de/), die die Auswirkungen von Drogen veranschaulichen und präventiv alternative Lebenswege aufzeigen. Diese Initiativen stellen einen vielversprechenden Ausgangspunkt dar, um ein tieferes Bewusstsein für die Thematik zu schaffen. Die Förderung des Bewusstseins erweist sich als von entscheidender Bedeutung, nicht nur für Menschen, die im Verzicht leben, sondern auch für Personen, die exzessiven Alkoholkonsum praktizieren oder in ihrem Konsum risikoreiches Verhalten zeigen. Ein tieferes Verständnis der komplexen Dynamiken von Drogen und Sucht ermöglicht es, angemessener auf diejenigen zu reagieren, die sich außerhalb der gesellschaftlichen Norm bewegen. Dies schafft eine Grundlage für Empathie und Unterstützung, während die Gesellschaft gemeinsam versucht, die negativen Auswirkungen von Drogen und Sucht einzudämmen.

Kreative Verantwortung

Umgebung für verzichtende Personen zu schaffen, spielen Designer:innen eine Schlüsselrolle. Durch die Kreation von attraktiven alkoholfreien Getränkeoptionen, ansprechenden Verpackungen und dem Design von inklusiven sozialen Räumen tragen sie dazu bei, dass Menschen, die sich gegen Alkohol entscheiden, nicht ausgegrenzt werden. Gleichzeitig können Online-Plattformen und Apps dazu beitragen, Gemeinschaften zu verbinden, die eine alkoholfreie Lebensweise schätzen, und Veranstaltungen fördern, die diese Entscheidung respektieren und unterstützen.

Finn Schneppenheim
Autor & Designer

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